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Inverse Zinskurven und Auswirkungen auf Aktienrenditen

Aktualisiert: 29. Aug. 2023

Werfen kurzfristige Anleihen höhere Effektivzinsen ab als langfristige, spricht man von einer inversen Zinsstrukturkurve. Vielen Anlegern gilt eine solche Umkehr der Zinsstrukturkurven als Vorbote für einen Abschwung am Aktienmarkt. Daten aus den USA und anderen großen Volkswirtschaften lassen jedoch keine Beziehung zwischen beiden Phänomenen erkennen. Die Märkte preisen Ereignisse und Nachrichten aus aller Welt ein, was sich auf die Zinsen von Anleihen auswirkt – und damit auch auf die Zinsstrukturkurven. Die Zinsstrukturkurve von US-Staatsanleihen (Treasuries) steigt in der Regel an, hat sich in der Vergangenheit jedoch immer mal wieder umgekehrt. Die Frage ist: Was sagt uns das?


DER US-MARKT Ein interessantes Beispiel liefert die Zinskurveninversion vor der Finanzkrise im Jahr 2008: In den zwölf Monaten nach der Inversion der US-Zinsstrukturkurve im Dezember 2005 warf der S&P 500 Index eine positive Rendite ab (Abbildung 1). Im Juni 2007, also lange vor dem Einbruch am Aktienmarkt zwischen Oktober 2007 und Februar 2009, „normalisierte“ sich die Zinskurve dann wieder. Wer die damalige Inversion der Zinsstrukturkurve als Omen eines Abschwungs gedeutet und sich bis zur anschließenden Normalisierung vom Aktienmarkt zurückgezogen hat, hat an den Kursgewinnen nicht partizipiert – sehr wohl aber an den Verlusten ab Oktober 2007.


Abbildung 1 Nicht in Form

Beziehung zwischen inversen US-Zinsstrukturkurven und dem US-Aktienmarkt. Monatliche Daten für den Zeitraum von Juni 1976 bis März 2022


In 10 von 14 Fällen hätten Anleger 36 Monate nach einer Inversion der Zinskurve positive Renditen in ihren Heimatmärkten erzielt.

ERWEITERUNG DER DATENMENGE In den vergangenen 40 Jahren war eine Inversion der US-Zinsstrukturkurve ein relativ seltenes Phänomen und lässt daher kaum eindeutige Schlussfolgerungen über mögliche Auswirkungen einer solchen Umkehr auf den Aktienmarkt zu. Wir können jedoch die Datenmenge erweitern und inverse Zinsstrukturkurven seit 1985 in vier weiteren bedeutenden Industrieländern betrachten. Abbildung 2 zeigt das hypothetische Vermögenswachstum von 1.000 Einheiten der jeweiligen Landeswährung, die seit 1985 jeweils im Monat vor Beginn der Zinskurveninversion in fünf großen Industrieländern, einschließlich der USA, in den lokalen Aktienmarkt (gemessen am jeweiligen Index) investiert wurden.


Abbildung 2 Gemischte Signale

Aktienmarktentwicklung in ausgewählten Industrieländern nach einer Inversion der Zinsstrukturkurve


In 10 von 14 Fällen konnten Aktienanleger in ihren Heimatmärkten 36 Monate nach einer Inversion der Zinsstrukturkurve positive Renditen erzielen – und damit eigentlich genauso häufig wie in jedem beliebigen Dreijahreszeitraum.1 Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich die Richtung der Aktienmärkte nach einer Zinskurveninversion schwer. Trotz der begrenzten Datenmenge zeigt eine Analyse von fünf bedeutenden Industrieländern, dass eine solche Inversion Abschwünge am Aktienmarkt nicht zuverlässig vorhersagt. Was sollten Anleger also tun, wenn sie Kursrückgänge am Aktienmarkt befürchten?


Wir empfehlen einen langfristigen Plan, der der eigenen Risikotoleranz entspricht und sich nicht an kurzfristigem Marktrauschen orientiert, sowie systematische Anlagestrategien zur Umsetzung dieses Plans.


1.) Trotz der begrenzten Datenmenge zeigt eine Analyse von fünf bedeutenden Industrieländern, dass eine solche Inversion Abschwünge am Aktienmarkt nicht zuverlässig vorhersagt. Was sollten Anleger also tun, wenn sie Kursrückgänge am Aktienmarkt befürchten? Wir empfehlen einen langfristigen Plan, der der eigenen Risikotoleranz entspricht und sich nicht an kurzfristigem Marktrauschen orientiert, sowie systematische Anlagestrategien zur Umsetzung dieses Plans. Die Daten zeigen eine Wahrscheinlichkeit von 71% (10 von 14) einer positiven Dreijahresrendite nach einer Zinskurveninversion. Zum Vergleich haben wir die Renditen drei Jahre nach jedem Monatsende zwischen Januar 1985 und Dezember 2014 in jedem der fünf Märkte anhand der MSCI-Indizes in Landeswährung gemessen. Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit einer positiven Dreijahresrendite in diesen fünf Märkten lag bei 77%.


Haftungsbegrenzung

Alle Informationen, Zahlen und Aussagen in diesem Artikel dienen lediglich illustrativen und didaktischen Zwecken. Der Artikel richtet sich an die allgemeine Öffentlichkeit, nicht jedoch an einen einzelnen oder an einzelne Anleger, auch nicht an die existierenden oder künftigen Mandanten der Amatara Independent Advisors GmbH im Besonderen. Unter keinen Umständen sollten diese Artikel oder die darin enthaltenen Informationen als Finanzberatung, Investitionsempfehlung oder Angebot im Sinne des deutschen Wertpapierhandelsgesetzes verstanden werden. Ob die Informationen in diesem Artikel korrekt sind, können wir nicht mit Gewissheit sagen, wenngleich wir uns bemüht haben, Fehler zu vermeiden. Historische Wertsteigerungen und Renditen bieten keinerlei Gewähr für zukünftig ähnliche Werte. Ein direktes Investment in die hier gezeigten Wertpapierindizes ist nicht möglich. Insbesondere enthält ein solcher Index keine Kosten und Steuern. Investieren in Bankguthaben, Wertpapiere, Investmentfonds, Immobilien und Rohstoffe bringt hohe Verlustrisiken mit sich, bis hin zum Risiko des Totalverlusts. Es ist möglich, dass die Investmenttechniken, die in diesem Dokument genannt werden, zu beträchtlichen Verlusten führen. Wir übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die aus der Verwendung der in diesem Artikel enthaltenen Informationen resultieren.




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