Daran ist nichts Neues. Technologieaktien sind in aller Munde, seit sie mit ihrer schieren Größe die Aktienmärkte zu beherrschen scheinen. Doch was manche Anleger für ein neues Phänomen halten, hat in Wirklichkeit Tradition.
Ein konzentrierter Aktienmarkt, an dem die zehn größten Aktien mehr als 20% der Marktkapitalisierung auf sich vereinen, angeführt von einem Technologieunternehmen – das hört sich zunächst einmal nach dem US-Aktienmarkt im Jahr 2020 an, an dem Apple und die anderen FAANG-Aktien den Ton angeben.1 Tatsächlich trifft diese Beschreibung jedoch auf den Aktienmarkt des Jahres 1967 zu. Damals hatte IBM mit 5,8% einen größeren Anteil an der US-Aktienmarktkapitalisierung als Apple Ende des vergangenen Jahres (4,1%). Wie in Abbildung 1 zu erkennen ist, ist ein hoch konzentrierter Aktienmarkt nichts Ungewöhnliches. Ende 2019 entfielen knapp über 20% der US-Marktkapitalisierung auf die zehn größten Aktienunternehmen, doch dieser Anteil war in der Vergangenheit durchaus auch schon höher.
Wie Abbildung 2 zeigt, konnten einige Unternehmen ihre Spitzenposition zudem über relativ lange Zeit behaupten. Ab 1930 zählte AT&T 60 Jahre in Folge zur Spitzengruppe, und auch General Motors und General Electric konnten sich mehrere Jahrzehnte in den Top 10 halten. IBM und Exxon waren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ebenfalls wichtige Stützen des US-Aktienmarkts. Dass wenige Unternehmen den Aktienmarkt dominieren (wie seit einigen Jahren die FAANG-Aktien), ist also nicht neu, sondern sehr vertraut.
Die größten US-Aktienunternehmen haben Technologie häufig an vorderster Front mitentwickelt, auch wenn sich die Bedeutung des Begriffs „Hightech“ laufend verändert. AT&T hat den ersten mobilen Telefondienst bereits 1946 entwickelt, General Motors hat unter anderem elektrische Anlasser, Airbags und das Automatikgetriebe auf den Markt gebracht. General Electric gründet auf der Erfindung der Edison-Glühbirne und hat maßgeblich zum Durchbruch von Leuchtmitteln wie der Leuchtstofflampe, der Halogenlampe oder der LED-Technologie beigetragen. Technologische Innovation als dominierende Kraft am Aktienmarkt ist also ebenfalls keine neue Erscheinung. Ein weiterer Aspekt der oft als Zeichen eines neuen Normalzustands angesehen wird, sind die enormen Kursgewinne der FAANG-Aktien während der letzten zehn Jahre. Sie haben die Frage aufgeworfen, ob die Kurse dieser Technologie-Aktien auch in Zukunft derart rasant steigen werden. Dabei sollten Anleger jedoch nicht vergessen, dass Erwartungen an zukünftige Betriebsergebnisse bereits eingepreist sind. Zwar können positive Entwicklung jenseits dieser Erwartungen den Kurs einer Aktie weiter in die Höhe treiben, nur sind diese Entwicklungen, weil unerwartet, auch unberechenbar. Dazu sei angemerkt: Nachdem eine Aktie in den Club der Top 10 aufgestiegen ist, ist ihre weitere Kursentwicklung in der Regel weit weniger beeindruckend. In den drei Jahren nach ihrem Aufstieg lagen die Überschussrenditen der Top 10-Aktien im Durchschnitt bei 0,7% pro Jahr; über fünf oder zehn Jahre blieben sie durchschnittlich hinter dem Markt zurück.
Die einzige Konstante ist der Wandel, und je mehr sich die Dinge verändern, desto mehr bleiben sie gleich. Diese Beschreibung scheint auch auf Aktien zuzutreffen. Im Laufe der Jahre haben sich Unternehmen und Branchen an der Spitze des US-Aktienmarkts abgelöst, doch immer dominierten relativ wenige Aktien den Markt.
Welche der Großunternehmen zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern gehören werden, lässt sich dabei niemals sicher vorhersagen. Daher sollten Anleger ihre Aktienportfolios diversifizieren und in zahlreiche Unternehmen und Sektoren investieren.
1 Facebook, Amazon, Apple, Netflix, und Google (eine Tochtergesellschaft von Alphabet) werden oft als FAANG Aktien bezeichnet.
Quelle Abb 1 + 2: Dimensional: Daten von CRSP and Compustat. Inklusive aller US Stammaktien. Größte Aktien werden am Ende jedes Kalenderjahres identifiziert, indem zulässige US-Aktien nach Marktkapitalisierung sortiert werden. CRSP und Compustat Daten zur Verfügung gestellt vom Center for Research in Security Prices, University of Chicago.
Quelle Abb 3: Dimensional: Daten von CRSP and Compustat. Inklusive aller US Stammaktien. Größte Aktien werden am Ende jedes Kalenderjahres identifiziert, indem zulässige US-Aktien nach Marktkapitalisierung anhand von CRSP Daten sortiert wurden. Der Markt wird durch den Fama/French Total US Market Research Index repräsentiert. Die Überschussrendite jeder Aktie ist die Differenz der annualisierten Rendite zwischen der Aktie und dem Markt, berechnet ab dem ersten Monat nach Aufnahme in die Top 10. Aktien müssen nach ihrer Aufnahme in die Top 10 mindestens 36 Monate an Performance Daten aufweisen um in der Untersuchung aufgenommen zu werden.
Haftungsbegrenzung
Alle Informationen, Zahlen und Aussagen in diesem Artikel dienen lediglich illustrativen und didaktischen Zwecken. Der Artikel richtet sich an die allgemeine Öffentlichkeit, nicht jedoch an einen einzelnen oder an einzelne Anleger, auch nicht an die existierenden oder künftigen Mandanten der Amatara Independent Advisors GmbH im Besonderen. Unter keinen Umständen sollten diese Artikel oder die darin enthaltenen Informationen als Finanzberatung, Investitionsempfehlung oder Angebot im Sinne des deutschen Wertpapierhandelsgesetztes verstanden werden. Ob die Informationen in diesem Artikel korrekt sind, können wir nicht mit Gewissheit sagen, wenngleich wir uns bemüht haben, Fehler zu vermeiden. Historische Wertsteigerungen und Renditen bieten keinerlei Gewähr für zukünftig ähnliche Werte. Ein direktes Investment in die hier gezeigten Wertpapierindizes ist nicht möglich. Insbesondere enthält ein solcher Index keine Kosten und Steuern. Investieren in Bankguthaben, Wertpapiere, Investmentfonds, Immobilien und Rohstoffe bringt hohe Verlustrisiken mit sich, bis hin zum Risiko des Totalverlusts. Es ist möglich, dass die Investmenttechniken, die in diesem Dokument genannt werden, zu beträchtlichen Verlusten führen. Wir übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die aus der Verwendung der in diesem Artikel enthaltenen Informationen resultieren.
Comments